E-Mail was ist das?
Eine Kommunikationsform setzt sich durch
Die Schöpfer des Arpanets hielten in den 60er Jahren den Informationsaustausch für ein überflüssiges Nebenprodukt der Vernetzung von Rechnern. Als aber Tomlinson 1971 die technischen Voraussetzungen für die E-Mail bereitstellte, entstand bald ein reger Austausch unter den wissenschaftlichen Kollegen. Man war nicht mehr nur auf seine Fachkollegenschaft und zeitverzögerte wissenschaftliche Publikationen angewiesen, sondern konnte mit Experten auf der ganzen Welt fachliche Probleme erörtern. Der Wissenschaftler Michael Rotert empfing die erste deutsche Mail von der in den USA gegründeten Plattform CSNET, die eigens zur elektronischen Kommunikation unter Forschern eingerichtet worden war. Bereits in den später 70er Jahren hatte sich in den Staaten eine erste Mailingliste von E-Mail-Nutzern gegründet. Die Gruppe nannte sich SF-Lovers und bestand aus Wissenschaftlern, die sich zum Thema Science Fiction austauschten. Sie wurde wegen ‚Unwissenschaftlichkeit‘ verboten, schließlich aber wieder zugelassen, da sich mit dem Projekt die Herausgabe und Verwaltung großer Mailinglisten erforschen ließ. Inzwischen stieg in den 80er und 90er Jahren das Nachrichtenaufkommen im Netz überaus rapide an. Die Mailbox-Systeme des Arpanets wurden mit Aufkommen des Internets Mitte der 90er Jahre durch Protokolle ersetzt, die mit wachsenden Nutzungszahlen immer wieder umgebaut werden mussten. Heute werden E-Mails per SMTP, dem Simple Mail Transfer Protocol, verschickt. Die E-Mail hat sich weltweit durchgesetzt: Im Jahr 2012 besaßen über 3,3 Milliarden (!) Menschen einen aktiven E-Mail-Account.
E-Mail versus soziale Netzwerke
Mit den Sozialen Netzwerken (Social Media) sind in den letzten Jahren neue Kommunikationsformen im Netz entstanden, die so viel Aufmerksamkeit v. a. unter jüngeren Nutzern auf sich ziehen, dass es den Anschein haben könnte, die E-Mail habe ausgedient. Dass dem nicht so ist, beweisen Studien zum Kommunikationsverhalten im Netz. Ihr Ergebnis: Gerade in Deutschland steht die E-Mail-Nutzung immer noch unangefochten an oberster Stelle der elektronischen Nachrichtenübermittlung. Um das Verhalten deutscher Netz-Nutzer zu untersuchen, wurde folgende Hypothese aufgestellt: Der Kommunikationskanal, der am Vormittag vom Nutzer als erstes geöffnet wird, stellt für ihn den wichtigsten dar. Folgt man dieser Hypothese, sprechen die Zahlen deutlich für die E-Mail: 71 % aller Deutschen rufen zuerst ihre E-Mails ab. Junge Nutzer allerdings, d. h. Menschen zwischen 18 und 24 Jahren, beschäftigen sich morgens zuerst mit Sozialen Netzwerken. Vor allen Dingen Facebook und Twitter liegen hier im Trend. Auch bei Studien zum Kommunikationsverhalten in den Abendstunden liegen die E-Mails mit 34 % Nutzung vorne. 94 % der volljährigen Internetnutzer haben in Deutschland mindestens einen Newsletter abonniert. In den späteren Abendstunden wird die E-Mail weiterhin zur Kommunikation mit Freunden und Bekannten genutzt. Allerdings sinkt der Anteil der E-Mail-Nutzung mit abnehmendem Lebensalter.
Soziale Netzwerke sind unter jungen Netzbenutzern im Kommen. Dennoch war und ist die E-Mail die Säule der elektronischen Kommunikation. Das geht aus den soeben referierten Nutzerzahlen deutlich hervor. Interessant sind auch Untersuchungen, die die einzelnen Arten der E-Mail-Nutzung nach Häufigkeit sortieren. Demnach steht an oberster Stelle, 47 % der Nutzungen, die persönliche Kommunikation mit Freunden, Angehörigen, Geschäftspartnern etc. 15 % der Nutzungen werden von Nachrichten aus Sozialen Netzwerken eingenommen, also von Kommentaren, Statusmeldungen etc. Der dritte Platz geht an den Bereich der Newsletter. Entgegen allen Prophezeiungen zeigt diese Quantitäs-Untersuchung, dass die E-Mail weiterhin gleichberechtigt neben den Sozialen Netzwerken ein gern genutztes Kommunikationsmittel geblieben ist. 71 % aller zu ihren Präferenzen befragten Nutzer gaben an, sich für die E-Mail-Kommunikation zu entscheiden, wenn sie vor die Wahl zwischen Mail und Sozialem Netzwerk gestellt werden würden. Dieser Prozentsatz stimmt genau mit dem Anteil jener Nutzer überein, die am Morgen zuerst ihren E-Mail-Account aufrufen. Im Übrigen ist zu beobachten, dass der Trend weg vom Lesen und Schreiben der E-Mails am heimischen stationären Rechner und hin zum Empfang und Versand auf mobilen Endgeräten wie TabletPCs und Smartphones geht. Auch ältere Netzteilnehmer stellen sich auf neue, mobilere Techniken ein, ohne von der vertrauten und sicheren E-Mail abzulassen. Alles scheint darauf hinzudeuten, dass auch im Zeitalter der ‚angesagten‘ Sozialen Medien der Austausch per E-Mail eine Hauptsache bleibt: Die Wirbelsäule des Internets, wie ein deutscher Unternehmer diese Kommunikationsform treffend genannt hat.